Thursday, May 17, 2007

Fortbildung mit DFB

Die Jugendfortbildung zur Förderung der Trainerinnenqualifikation am 12.Mai mit Dr. Ulf Gebken vom DFB war nicht nur für die Teilnehmenden Jugendlichen eine besondere Sache. Auch Herr Gebken war beeindruckt von der Arbeit des Vereins:“ Ich habe festgestellt das Türkiyemspor ein enormes Potential hat.“ Seinen Eindruck hat Herr Dr. Gebken schriftlich zusammengefasst. Seinen Text vom 15.5. dokumentieren wir hier mit Freude, denn der Sportwissenschaftler lobt die Arbeit Türkiyemspors ausführlich.


Türkiyemspor Berlin e.V. .
Ein monoethnischer Sportverein leistet hervorragende Jugendarbeit


Engagiert arbeiten die 14 jugendlichen Kreuzberger Mädchen von Türkiyemspor bei den Übungen der Kurzschul- Übungsleiterausbilung mit. Sie spielen leidenschaftlich Fußball und können sehr gut mit dem Ball umgehen. 13 von ihnen sind türkischer Herkunft. Sie zeigen Interesse an der Arbeit mit Kindern im Fußball und würden gerne als Assistentinnen beim Mädchentraining jüngerer Mannschaften mitwirken bzw. mithelfen.

Türkiyemspor ist derzeit in Deutschland der einzige ethnische Fußballverein, der engagiert und offensiv Mädchenfußball anbietet. In diesen Wochen wird neben den D-und C- Juniorinnen nun die dritte Mädchenfußballmannschaft aufgebaut. Das Interesse der Mädchen mit Migrationshintergrund, in Kreuzberg Fußball zu spielen, ist sehr, sehr groß. Es fehlen ausreichend wohnortnahe Fußballplätze und qualifizierte Übungsleiterinnen. Die Kurzschulung ist ein erster Schritt, noch junge, aber sehr kompetente Fußballerinnen für diese Tätigkeit auszubilden.

Türkiyemspor hat die Chancen erkannt, mit Hilfe des Fußballs Kinder und Jugendliche in die Gesellschaft zu integrieren. Es gibt verpflichtende Verhaltensschulungen für Trainer und Eltern, um Streitigkeiten und Eskalationen auf dem Fußballplatz zu reduzieren. Die Ergebnisse sind sehr ermutigend. In der laufenden Saison ist es nur noch sehr selten, zu Hinausstellungen und Konflikte auf dem Platz gekommen.

Der Jugendabteilung von Türkiyemspor ist es gelungen, 18 Jugendmannschaften für den Punktspielbetrieb in dieser Saison zu melden. Dabei sind die Rahmenbedingungen für den Verein sehr bescheiden bzw. unzureichend. Häufig muss von Halle zu Halle, von Platz zu Platz gewechselt werden. Vier Mannschaften haben sich einen Sportplatz im Training zu teilen. Sedat Kahraman, Jugendleiter des Vereins stellt: „Wir würden gerne mehr Jugendlichen die Möglichkeit zum Fußball spielen geben. Uns fehlt der Platz!“

Bedingt durch die Mitarbeit einiger gestandener ehemaliger Oberligaspieler kann sich die sportliche Bilanz sehen lassen. Die A- Junioren haben sich für die Aufstiegsspiele der Regionalliga qualifiziert und in den unteren Jugendklassen gehören die Jungenmannschaften durchgängig zur Berliner Leistungsspitze. Türkiyemspor spürt die Talente in Kreuzberg auf und führt sie in den Verein.

Integriert oder segregiert Türkiyemspor?

Die Verantwortlichen, aber auch die Kinder und Jugendliche sind größtenteils Deutsche.

Den Trainern und Betreuern gelingt es vorzüglich, auf benachteiligte Mädchen zuzugehen und sie für den Vereinsfußball zu begeistern. Mit leuchtenden Augen zeigt mir Sedat Kahraman einen siebenjährigen türkisch stämmigen Jungen: „Den habe ich nebenan auf dem Bolzplatz entdeckt, habe seinen Vater ausfindig gemacht und nun spielt er seit einem halben Jahr bei uns. Er ist ein riesiges Talent!“

Der Verein wartet seit einigen Jahren auf ein Vereinsheim, um seinen Mitgliedern ein Stück Heimat bieten zu können. Erst dann könnte die so häufig diskutierte Hausaufgabenhilfe für die Vereinsjugendlichen auch mal umgesetzt werden.

Den Trainern und Übungsleitern ist klar, dass sie in der Funktion des Freundes und Förderers sehr nachhaltig verstärktes schulisches Engagement der Kinder und Jugendliche einklagen können.

Türkiyemspor sieht verbesserte Lebenschancen für die im Kiez lebenden Kinder nur in einem guten Zusammenspiel von Schule und Fußballverein.

Darüber hinaus engagiert sich der Verein auch in Diskussionsrunden zum Thema „Schwule und Fußball“, „Häusliche Gewalt“ und „Ausbau des Mädchenfußballs. Mädchenfußballturniere mit den benachbarten Freizeiteinrichtungen gehören zum jährlichen Programm wie Teilnahme und Mitgestaltung von multikulturellen Fußballturnieren. Beim AVITALS-Cup kicken christliche, muslimische, jüdische und atheistische Mannschaften miteinander.

Türkiyemspor in Kreuzberg, die Premium-Marke der ethnischen Fußballvereine in Deutschland, hat sich unter ganz bescheidenen Rahmenbedingungen zu einem Verein mit einer ausgezeichneten integrativen Jugendarbeit entwickelt. Es ist eine großartige Selbsthilfeleistung von Menschen, die die von vielen Problemen gekennzeichnete Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen durch ein enormes freiwilliges Engagement verbessern möchte.

Dr. Ulf Gebken, Osnabrück 15.5.07

Total Pageviews